Rezension Mein Wille geschehe von Bernd Schwarze

9. August 2021 2 Von lexysbookdelicious

“Führe uns in die Tiefe und zeige uns die Sünde.”

Worum geht es?

»Manchmal benutzt Gott das Böse in uns, um Gutes zu tun.«
Ein erfolgloser, von Skrupeln geplagter Pastor ist plötzlich fähig, die Menschen mit seinen Predigten zu begeistern. Ursache seiner wundersamen Verwandlung: Der Kirchenmann hat eine Todsünde begangen – Mord! Ein ebenso ungewöhnlicher wie authentischer Kriminalroman, geschrieben vom pastoralen Leiter der Kultur- und Universitätskirche St. Petri zu Lübeck, Dr. theol. Bernd Schwarze.

Im Affekt schlägt Pastor Benedikt Theves einem gewalttätigen Ehemann, der ihm ausgerechnet in der Sakristei seiner Kirche ein abscheuliches Video zeigt, das schwere silberne Altarkreuz über den Schädel. Tief erschüttert und gleichzeitig seltsam befreit versteckt der Pastor sein Opfer in der Krypta. Schon bald spürt er eine nie gekannte Energie in sich. Hat ausgerechnet sein Verstoß gegen das 5. Gebot ihm zu Selbstbewusstsein und Charisma verholfen? Um den Schwachen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, schwingt er ab sofort nicht nur das Kruzifix, sondern auch wirkmächtige Reden im Namen des Herrn. Er wird beliebter, seine Kirche platzt aus allen Nähten, aber nicht nur die schöne Frau des Opfers sucht auf einmal Theves` Nähe – sondern auch der misstrauische Hauptkommissar René Wilmers, der dem Pastor ebenso im Nacken sitzt wie sein schlechtes Gewissen …
Die Idee zu diesem tiefsinnigen Kriminalroman kam Pastor Bernd Schwarze bei einem gemeinsamen Abendessen mit seinem Freund Sebastian Fitzek. (Ob Fitzek ihm dabei auch seine Sünden gebeichtet hat: darüber schweigt er wie ein Grab.)

Quelle: Amazon.de

Meine Meinung

Nun ist es an der Zeit zu beichten. Zumindest für mich selbst, denn nun erzähle ich euch meine Meinung über “Mein Wille geschehe” von Bernd Schwarze.

Ein Pastor der im Affekt eine Todsünde begeht. Wie sollte ich da nicht zu diesem Buch greifen. Die Idee klingt einfach unglaublich erfrischend und neu. Ich bin mir nicht sicher ob “erfrischend” das richtige Wort ist für eine Todsünde in diesem Maße, aber beziehen wir es einfach komplett auf die Idee. 🙂
Der Einstieg in die Story war grandios und hat den Spannungsbogen gleich ganz oben angesetzt. Nach dem Prolog lernen wir aber erst einmal die Charaktere und einzelnen Perspektiven kennen. Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Sicht von Pastor Theves erzählt. Einige Perspektiven bringen aber zwischen den Einzelnen Kapiteln etwas Schwung in die Story und führen dann irgendwann zusammen. So erfahren wir ein bisschen was über den Hauptkommissar René Wilmers, oder den Erzbischof Antonius Kluge. Das Hauptaugenmerk liegt aber definitiv auf Benedikt Theves. Dieser ist nämlich am Anfang des Buches ein eher gebrochener und gedemütigter Mann. Nicht nur von seiner Frau sondern auch von seiner Gemeinde wird das ein oder andere Mal verspottet. Dies führt immer wieder zu kleineren Wutausbrüchen, die er auch schon in seiner Kindheit zu haben schien. Pastor Theves macht auf den knapp 380 Seiten eine wahnsinnige Entwicklung durch. Bernd Schwarze hat es geschafft den Protagonisten Leben einzuhauchen und dies auf eine Gänsehaut bringende Art. Wir schauen hier in die Tiefen der Psyche, wie ich es selten in einem Buch erlebt habe.
Der Schreibstil trägt natürlich einiges dazu bei. Er ist flüssig und angenehm. Ich hatte also nie das Gefühl mich in irgendeiner Weise nicht unterhalten zu fühlen.

Auf dem Cover wird humorvoll der Humor von Bernd Schwarze angepriesen. Hier sehe ich das kleine Manko des Buches. Wir haben hier einen wirklich tief gehenden Kriminalroman mit starken Charakteren. Den Humor habe ich allerdings vergeblich gesucht. Es fühlte sich an als würde man eine Packung Gummibärchen öffnen, aber nur um die roten essen zu wollen, aber von den roten Gummibärchen war nur ein einziges vorhanden. Damit möchte ich nicht sagen, dass diese Geschichte komplett humorlos war. Dem ist nicht so. Nur wenn es so groß angepriesen ist, hätte ich da ein bisschen mehr Humor erwartet. Vielleicht habe ich ihn aber auch einfach nicht verstanden. Die Variante gibt es ja dann auch noch.

Mein Fazit: Ein Wirklich starker Kriminalroman der ohne große Pfützen an Blut und Gedärme auskommt und eher mit Philosophischem Tiefgang überzeugen konnte. Die Kirche als Schauplatz eines Verbrechens gab es in der Vergangenheit sicher schön des Öfteren, aber hier war es so extrem gut dargestellt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.