Twenty good actions of a unicorn, Lexy Koch
Kurzbeschreibung
Episode 1
Hallo Welt!
Mein Name ist Sila, ich bin 27 Jahre alt, glaub ich zumindest und ich wohne mal hier oder mal da.
Ihr fragt euch, warum ihr gerade diese Zeilen lest? Tja, das kann ich euch nicht sagen.
Hier geht es um mich, nur um mich und um es nochmal zu wiederholen, es geht definitiv um mich.
Vielleicht klingt das etwas arrogant, aber schließlich lest ihr gerade das, was ich euch schreibe. Jetzt fragt ihr euch, ob die Arroganz gerechtfertigt ist.
Nun aber wirklich mal zu dem, worum es hier geht.
Mein Name ist Sila, das hatten wir ja schon, bevor ich ein paar Sympathiepunkte verspielt habe. Diesen dummen Namen gab mir meine Stute von Mutter.
Ich bin ein Einhorn. Falls jetzt irgendjemand gelacht hat, schwöre ich euch, dass es das letzte Lachen war, was euer süßes Gesicht geziert hat.
Ja, ich bin ein Einhorn. Ihr habt euch nicht verlesen. Verbannt endlich diese scheußlichen Bilder von pupsenden Regenbogen-Einhörnern aus eurem Kopf. Ich kann die Bilder, die an eurem inneren Auge vorbeiziehen, förmlich fühlen.
Ich wurde als Einhorn geboren. Dies ist viele Jahre her. Viel zu viele. Damals, als ich zum Mensch wurde, war ich wirklich 27 Jahre alt. Ich weiß nicht, wie viel Zeit seitdem verstrichen ist. 20, 50, 100 vielleicht 1000 Jahre. Die Welt hat sich verändert und ich mich mit ihr. Keiner konnte ahnen, dass mein Handeln die Zukunft beeinflussen würde. Meine Erinnerungen an diesen Tag sind verschwommen und ich glaube, wir sollten es dabei belassen. Ihr fragt euch sicher, wovon ich hier rede. Was genau da damals passiert ist. Glaubt mir, dass werdet ihr noch früh genug erfahren.
Ich bin ein Einhorn und die bittere Wahrheit ist, dass ich ein Einhorn ohne Kräfte bin. Eines, das unerkannt in eurer Gestalt unter den Menschen wandelt.
Ich bin in Ungnade gefallen, an diesem besagten Tag wurden mir meine Kräfte genommen. Ich wurde verflucht, ewig als Mensch zu leben. Ohne meine Kräfte war ich ein Nichts. Sorry, ohne meine Kräfte bin ich ein Nichts. Zum Glück kann ich mich kaum noch an sie erinnern. Vielleicht würde es mir mit meinen Kräften besser gehen. Vielleicht auch nicht. Fakt ist, dass sie nicht mehr da sind. Tief in meinem Inneren kann ich sie spüren, das Kribbeln tief in meinem Herzen. Wie es raus will. Wie es sich einen Weg an die Oberfläche kratzen will, doch ich komme einfach nicht dran. So oft hatte ich es probiert, doch es war zwecklos. Meine Kräfte waren weg und nach so vielen Jahren musste ich endlich damit abschließen.
Da saß ich nun, im 21. Jahrhundert, auf einer Parkbank und beobachtete die Menschen. Irgendetwas hatte mich nach Deutschland getrieben. Wenn ich nur wüsste, was es war. Ich hasse Deutschland, heute noch mehr als damals. Die Menschen in diesem Land sind ignorant, von sich selbst besessen und doch so sehr beeinflussbar. Eigentlich sind sie mir sehr ähnlich. Ich lasse mich nur nicht beeinflussen und schon gar nicht von den Menschen.
Arrogante Schnösel schritten an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
Also, ich will jetzt nicht sagen, dass ich eine Augenweide bin, aber unter dem ganzen Schmuddel und Dreck verbirgt sich schon ein ziemlich anschaulicher Kerl. Meine strubbeligen, braunen Haare rebellierten wie immer und niemand konnte meinen blauen Augen wiederstehen. Ein makelloses, markantes Gesicht gehörte auch zu meiner Menschlichen Gestalt. Aber nun lasst uns nicht weiter von mir schwärmen.
Eine kleine, pummelige Frau ging an mir vorbei. Ihr Gesicht war auf den Boden gerichtet und ich sah ihren Schmerz. Er lag wie eine dunkle Aura um ihren ganzen Körper, strahlte in alle Richtungen und schien die umliegende Luft zu verpesten. Was hatte man dieser Frau nur angetan? Warum war sie so verletzt?
Es war ein Fluch, wie ich in meinem langen Leben noch keinen anderen gesehen hatte. Eigentlich besaß ich keine Kräfte mehr, doch ein kleiner Funke in mir konnte den Schmerz anderer Lebewesen erkennen. Eines sollt ihr wissen. Die Welt ist voller Schmerz. Niemand von euch kann behaupten, dass er schmerzfrei ist. Ihr tragt alle Schmerz in euch. Damit meine ich nicht den offensichtlichen Schmerz, sondern den Schmerz eurer Seele.
Jeder Mensch, jedes Tier, ob groß oder winzig klein. Ihr alle habt schwarze Flecken auf euren Seelen und nur ich kann sie sehen, kann sie erkennen.
Genau wie bei dieser Frau. Sie ging an mir vorbei und zog diesen schwarzen Schleier von Schmerz hinter sich her. Sie war kurz davor, ihrem Schmerz ein Ende zu bereiten. Ich konnte es spüren. Der Tod lag greifbar in der Luft.
Ich hatte gelernt, damit zu leben, hatte gelernt, es zu ignorieren. Was kümmerten mich die Menschen. Sie wussten nicht, was wirklich in der Welt geschah. Sie hatten keine Ahnung von der Welt. Wenn sie wüssten, welche Wesen existieren, unter ihnen wandeln oder sogar in den Menschen selbst leben. Sie würden zerbrechen an dieser Erkenntnis.
Diese Frau, sie beschäftigte mich. Immer wieder redete ich mir ein, dass sie genau wie die anderen war. Dass sie ein Mensch war, der diesen Schmerz verdient hatte, doch sie zog mich magisch an. Ein tiefer Sog, der mich von meiner Parkbank anhob und mich drängte, ihr zu folgen. Ich wollte es nicht und doch hatte ich keine andere Wahl.
Dieser Funke in mir, in meinem Herzen, er wollte, dass ich ihr folge. Das Kribbeln breitete sich aus. In jede kleinste Zelle meines Körpers.
Sie ging langsam, viel zu langsam nach meinem Geschmack. Ich trottete ihr hinterher und versuchte, sie nun genauer betrachten. Merkmale zu erkennen, Hinweise für diese geheimnisvolle Anziehungskraft zu finden, doch ich fand sie nicht. Langsam überholte ich sie, um auch ihre Vorderseite zu studieren. Ich blieb stehen, sodass sie wieder an mir vorbeigehen konnte. Das alles störte sie nicht. Als wäre ich Luft.
Mein erdbrauner Parka flatterte im Wind, als ich stehen bleib. Es fröstelte mich und das lag nicht allein am Wind. „Du bist gruselig“, flüsterte ich, als sie an mir vorbeiging. Ihr Kopf war immer noch dem Boden zugewandt. Ihre schulterlangen Haare waren zerzaust und fettig, die Kleidung abgetragen und alt.
Wurdest du im Second-Hand laden geboren?, dachte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Die schwarze Aura schien sich zu verdichten und ein Schutzschild zu bilden. Der Schmerz wollte mich ausschließen. Wollte mir den Zugang zu dieser Frau verwehren. Aber warum? Warum sollte ich versuchen, etwas zu verstehen, was mich nicht interessierte?
Wir verließen gemeinsam den Park. Meine Bank wurde hinter mir immer kleiner. Ich vermisste sie jetzt schon. Die Bank war die letzten Tage immer bei mir gewesen und hatte mir eine steinharte Unterlage geboten. Ich hoffe, den fließenden Sarkasmus erkennt ihr.
Nun, weiter im Text.
Ich folgte der geheimnisvollen, pummeligen und sogar etwas muffelnden Frau aus dem Park. Sie bog in eine verlassene Straße, eckte mit ihrer Schulter leicht an der Hauswand an und schlurfte weiter. Da ich einen kleinen Abstand zwischen uns gelassen hatte, beeilte ich mich nun und ging ein paar Schritte schneller auf die Gasse zu.
Die Gasse triefte nur so vor Dreck und Müll. Nur wenige Zentimeter des Asphalts wurden von Müllsäcken und Zeitungspapier verschont. Was allerdings viel komischer war, war die Tatsache, dass die kleine pummelige Frau nicht mehr da war. Meine Augen weiteten sich und ich betrat die Gasse. Es war still, viel zu still für eine Großstadt wie diese.
„Was hat das zu bedeuten?“, flüsterte ich und kämpfte mich langsam durch den Müll.
Nach unzähligen Säcken und Abfalltonnen beschleunigte ich meine Schritte, um die Frau einzuholen. Keine zehn Meter entfernt befand sich eine offenstehende Tür. Sie quietschte leicht im Durchzugswind. War sie dort hineingegangen? Es gab keinen anderen Weg. Dies war eine Sackgasse.
Ich lief auf die Tür zu, übertrat die Schwelle und stolperte in hohem Bogen über etwas, das am Boden lag.
Ein lauter Schrei durchschnitt die Luft. Alles spielte sich in Zeitlupe vor meinen Augen ab. Eine Spritze flog an meinem Gesicht vorbei, kurz bevor mein Körper mit voller Wucht gegen die Wand gegenüber der Tür prallte.
Ich hörte ein Klirren und ein leises Plopp – Flüssigkeit, die sich den Weg aus einem Behälter bahnte.
„Neeeeiiin! Nein, das ist nicht wahr!“ Flinke Finger tasteten über den Boden, grabbelten nach der zersprungenen Spritze und versuchten, sie wieder zusammenzusetzen. „Du Idiot! Du gottverdammter Idiot!“
Ich liebte dieses Wort. Gottverdammt ist ein Wort, mit dem man meine Person ziemlich gut beschreiben kann. Ich hatte wohl einen Junkie um seinen Stoff erleichtert. Auf dem Boden, wo gerade noch die Spritze gelegen hatte, war nun ein kleiner nasser Fleck. Der Beton hatte die Flüssigkeit fast vollkommen aufgesogen.
„Das war mein letztes Zeug. Du gottverdammtes Arschloch! Ich werde dich umbringen.“
Die letzten Kräfte wandelte die kleine, zierliche Person in Wut um. Er sprang auf mich zu, prallte jedoch an einer unsichtbaren Wand ab. Der Schmerz wirbelte wie verrückt in der Luft. Der Rauch sammelte sich überall. Meine Hand kribbelte. Ich streckte sie nach dem jungen Mann aus, die Handfläche auf mich gerichtet. Kleine schwarze Äderchen kringelten sich um meine Finger und bildeten schließlich einen Stern in meiner Handfläche.
Der Stern öffnete sich und sog den Rauch in sich auf. In meinem Kopf explodierte es. Zum ersten Mal war ich es, der den Schmerz am eigenen Leib spürte. Doch es war nicht mein eigener, sondern der des Mannes. Erst, als der ganze Schmerz aus der Luft gesogen war, schloss sich der Stern in meiner Handfläche und wir beide sackten bewusstlos in uns zusammen.
Hallo lexy es ist mega gut ich bin direkt in die story getaucht und fand es toll zu lesen! Könnte glatt dieses buch kaufen! Du schreibst sehr sympatisch gut verständlich und mega interessant! Auch der anfang ist toll musste gelegentlich schmunzel und freue mich jetzt schon sehr auf den 2. Teil lg cindy
Vielen Dank für die lieben Worte. Das macht mich stark und bringt Motivation für die nächsten Kapitel. 😃
Jaaaa gebe dir motivation freuuuuu dir noch einen schönen schreibreichen Tag