Interview Gunter Pirntke – Brokatbook Verlag
Stelle dich und deinen Verlag einmal kurz vor.
Ich bin Jahrgang 1950 und wurde in der ehemaligen DDR geboren. Ich habe Staats- und Rechtswissenschaften sowie Wirtschaftswissenschaften studiert und war als Leiter einer Rechtsabteilung in einem großen Kombinat tätig. Seit 1986 bin bzw. war ich als freier Dozent für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten und Hochschulen bis zur Erreichung der Altersgrenze tätig. 2000 trat ein Verlag an mich heran, ob ich Vorlesungsskripte nicht als Buch veröffentlichen möchte. So begann also meine Laufbahn als Autor.
Der Brokatbook Verlag war als ebook Verlag mit dem Verlagsleiter als Alleinunterhalter konzipiert. Nach verschiedenen Buchmessen entschied ich mich, eine Sortimentserweiterung durchzuführen. Es erschienen also die ersten gedruckten Bücher, aber in einer überschaubaren Auflage. Später kamen noch Hörbücher dazu. Natürlich konnte ich das nicht mehr allein stemmen und baute mir ein Leitungsteam auf. Aktivistin der ersten Stunde war Elsa Rieger. Später kamen noch Hartmut Dotzki und Irene Repp dazu. Heute ist der Verlag ein Kollektiv-Organ mit Elsa Rieger, Hartmut Dotzki, Ralph Pape, Dr. Miriam Siewerts und Stephanie Pinkowsky. Ein großartiges Team.
Wie lange bist du schon als Verlagspapa tätig und war es ein Traum von dir einen Verlag zu gründen?
2013, in Erwartung des Ruhestandes, kam ich auf den Gedanken auch nach der Zeit als Dozent die „Gehirnzellen“ noch etwas zu strapazieren, und da ich schon einige Bücher geschrieben hatte, sollten diese nun auch im eigenen Verlag erscheinen. Mit zwei Autoren begann es, heute sind es an die 70.
Kommst du aus einem Lesehaushalt?
Ja und bin dabei auch etwas vorbelastet. Mein Großonkel war der Schriftsteller Hans Pfeiffer.
Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Um es kurz zu machen: ein Drittel private Verpflichtungen, zwei Drittel Verlagsarbeit. Diese beinhalten dann Recherchen, Marktanalysen, Manuskriptarbeiten, Übersetzungen, Illustrationen usw. Aber auch persönliche Kontakte mit Autoren und Künstlern.
Wie viele Manuskripte bekommst du im Durchschnitt?
Pro Woche sechs bis zehn. Leider ist die Hälfte davon unbrauchbar bzw. hat keine Marktchancen.
Erzähle uns von deiner lustigsten Manuskriptbegegnung.
Das waren eher traurige, obwohl man am Ende lachen muss. Junge Möchte-gern-Autoren produzieren sich gern auf der Erotik-Schiene. Obwohl ich einen guten erotischen Roman sehr schätze, war das, was dort manchmal geboten wird, zum Haare ausreißen (soweit man noch welche hat). Da ist so ein Wunschgedanke dabei, sich so sexuell zu produzieren wie die Romanhelden. Z.B. „Er schon seine 40cm lange Stange zum neunten Mal hintereinander ….“ Den Rest lasse ich weg. Solcher Blödsinn wird natürlich nicht bei uns veröffentlicht.
Was ist dein Lieblingsbuch und was genau macht es so besonders für dich?
Das ist „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas. Ich war ungefähr zwölf Jahre alt, als ich es das erste Mal gelesen habe. Seitdem lassen mich weder Dumas noch historische Personen und die Geschichte allgemein in Ruhe. Mit über 120 Werken des Altmeisters sind wir ja auch der größte Verleger von Dumas im deutschsprachigen Raum. Und nun konnte ich ja mein Hobby zum Beruf machen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Über kleinere Zeitungsartikel, bis zu den ersten 14 Fachbüchern und dann fast nur noch historische Literatur.
Erzähle uns ein bisschen von deinen eigenen Werken.
Neben den Fachbüchern waren es Biografien (z.B. „Der Mann der Udo Jürgens war“), politische aktuelle Themen (z.B. „Der schwarze Sumpf in Sachsen“) und dann eben historische Romane, meist als Mischform zwischen Belletristik und Dokumentation. Nun sind es ca 200 geworden. Ich zähle sie nicht mehr.
Was dürfen wir in Zukunft von dir erwarten?
In Kürze erscheint meine große Biografie über Ludwig XIV. Dann gibt es weitere Projekte wie eine Biografie über Henry IV., danach will ich das Geheimnis um den Mann mit der eisernen Maske lüften und mich mal wieder im Archiv des Vatikans umschauen.
Hast du Ratschläge für junge Autoren oder die, die es noch werden wollen?
Einige. Alles was einen einfällt, erst einmal aufschreiben. Streichen kann man immer noch. Nicht von den ersten Misserfolgen entmutigen lassen, es kann nur besser werden. Und hat man einmal einen Namen, ist vieles leichter. Einfluss mit dem Verlag auf das Cover nehmen. Damit steht und fällt der Bucherfolg zu einen großen Teil. Sich in den sozialen Medien nach Probelesern umschauen, damit gibt es bereits erste Erfahrungen, wie das Buch ankommt. Keine Schwindeletikette betreiben, zum Beispiel das Buch als Erotik-Roman ausgeben, wenn dort zweimal geküsst wird, oder als Schauerroman, wenn dort nichts passiert, was wirklich in das Genre passt.
Zudem rate ich jedem, der ein/e erstzunehmende/r Autor/Autorin werden möchte, sich zumindest für die ersten Texte ein Lektorat oder wenigstens ein Korrektorat zu leisten. Denn Bücher, die ordentlich und fehlerfrei sind, haben gewiss mehr Erfolg als schlampige, werden von Verlagen lieber genommen und machen ihre Leserschaft glücklich.
Und natürlich dann einen seriösen Verlag anschreiben. Wenn man erst einmal was bezahlen soll und dann noch Mindestabnahmeverpflichtungen diktiert bekommt – Hände davon lassen.